Fragen & Antworten

Hier sind zahlreiche Fragen mit (hoffentlich) konzisen Antworten hinterlegt, die ein schnelles Studium von Einzelaspekten der Juche-Idee ermöglichen. Wenn du hier eine Frage vermisst, würden wir uns sehr freuen, wenn du sie uns senden möchtest! Wir bemühen uns sehr, sie klar verständlich, gleichwohl detailliert und rasch zu beantworten.

Antworten auf Fragen könnten in der Zukunft Änderungen erfahren, wenn sie also Teil eines Arguments werden sollten, empfehlen wir die Verwendung der Wayback-Machine.


Wieso sollte man sich mit der Juche-Idee auseinandersetzen?

Weil sie sich bewährt hat. Unserer Ansicht nach war es das Wirken der Juche-Idee, die den Sozialismus in Korea bewahren konnte, während er rundherum aus verschiedenen Gründen in den Revisionismus abdriftete und schlussendlich zerbrach. Der Konflikt im sozialistischen Lager und das darauffolgende Ableben seiner Mitgliedsstaaten waren ein absolut horrender Verlust für den Kampf der Völker dieser Welt um Sozialismus. Das Bestimmen der Gründe für diese eventuelle Niederlage muss also oberste Priorität für die nächste Generation an Kommunisten besitzen. Die DVRK liefert mit der Juche-Idee Anworten auf diese Frage, deren Analyse unseren Studien des Revisionismus nur zuträglich sein kann. Ihr Verdienst, den Sozialismus genau dann erfolgreich verteidigt zu haben, als er im Rest der Welt verlor, muss also zumindest durch ein ehrliches und tiefergehendes Studium belohnt werden.

Sind der Marxismus-Leninismus und die Juche-Idee kompatibel?

Ja, selbstverständlich! Die Juche-Idee entwickelte sich aus den Erfahrungen des Marxismus-Leninismus in der koreanischen Revolution. Sie sind also nicht nur kompatibel, sondern beide eng miteinander verwobene Teile der breit gefächerten marxistischen Weltanschauung. Wie von Vertretern der Juche-Idee immer wieder klargestellt wird, finden sich die Wurzeln der Juche-Idee im Marxismus-Leninismus, in gleicher Weise wie andere auf ihm aufbauende Ideensysteme in ihm wurzeln, obgleich die Juche-Idee eine eigenständige revolutionäre Philosophie darstellt. Die Juche-Idee kritisiert am Marxismus-Leninismus seine unzureichende subjektive Komponente und es ist diese, die sie ihm als Juche-Idee hinzugibt.

Was ist der Unterschied zwischen der Juche-Idee und Kimilsungismus-Kimjongilismus?

Die Juche-Idee ist die Kernkomponente des Kimilsungismus-Kimjongilismus, während der Kimilsungismus-Kimjongilismus aus der Juche-Idee einerseits und der Songun-Politik wie den gesammelten Meinungen und beispielhaften Taten von Kim Il Sung und Kim Jong Il andererseits besteht. Auch wenn vielerorts fälschlicherweise behauptet wird, der Kimilsungismus-Kimjongilismus wäre mit der Juche-Idee gänzlich kongruent, macht sie dennoch den größten Teil dessen aus.

Die DVRK ist doch revisionistisch und nicht sozialistisch?

Das sehen wir nicht so. Die dazugehörigen Argumentationen sind recht vielschichtig, doch kommen sie schlussendlich immer wieder auf die selben Punkte zurück: Die DVRK hat den Kapitalismus restauriert, Marktkräfte sind am Werk, das koreanische Volk wird von einer gierigen Militär- und Parteielite ausgebeutet und gesteuert, ...
Diese Behauptungen entsprechen nicht den Tatsachen und bauen üblicherweise wiederum selbst auf unhaltbare Behauptungen südkoreanischer oder amerikanischer Medien auf. Auch wird gern auf die äußerst herausfordernde Zeit des »Schweren Marsches«, der beginnend in den 90er Jahren bis in die 2000er andauerte, abgestellt, in denen die DVR-koreanische Wirtschaft immense Probleme bewältigen musste, was sie unter anderem durch eine kontrollierte, temporäre Dezentralisierung ihrer Betriebe bewerkstelligte. Dabei wird aber gerne vergessen oder ignoriert, dass es sich um einen strategischen Rückzug handelte, dessen Maßnahmen seit den späten 2000ern wieder Stück für Stück rückgängig gemacht werden. Besonders ein Vergleich zu den chinesischen Reformen der Deng-Clique, wie er gerne von westlichen Koreanologen angestellt wird, ist unserer Ansicht nach nicht mit der Realität vereinbar.

Der »Schwere Marsch« war eine enorme Prüfung für die DVRK, die sie exemplarisch meisterte - sie bewahrte ihre Unabhängigkeit und ihr sozialistisches System in einer Zeit, in der der Sozialismus im Rest der Welt zusammenbrach.

Warum wird der »Oberste Führer« in der DVRK dermaßen verehrt?

Weil sie sich diese Ehre auch tatsächlich erarbeitet haben. Beim Konzept des "Obersten Führers" handelt es sich um ein Pendant zum klassischen Konzept eines Staatsoberhauptes, wie wir es auch von anderen Ländern kennen. Er stellt als demokratisch legitimierter bzw. gewählter Kopf des Staates, der Partei und des Volkes ihre Speerspitze dar (wenngleich der "Oberste Führer" selbst kein politisches Amt, sondern ein kulturelles ist). Die Verehrung der Genossen Kim Il Sung, Kim Jong Il wie auch Kim Jong Un ist eine ehrliche Heldenverehrung, wie die DVRK selbst regelmäßig bemerkt, und keine blinde Hingabe. Zusätzlich zu ihren offiziellen politischen Rollen stellen sie also einen gesellschaftlichen Leuchtturm dar, um den sich die Massen scharen können. Die Rolle des Führers in der DVRK lässt sich im europäischen Kontext am ehesten verstehen, wenn man ihn als "obersten Kader" oder eben als Präsidenten betrachtet. Und dieser "oberste Kader" wird in der DVRK nunmal für seine Verdienste und selbstlose Hingabe ehrlich verehrt. Etwa sind für Europäer eher befremdliche Szenen augenscheinlich äußerst verzweifelter Trauer bei der Beisetzung dieser verehrten Genossen Teil koreanischer Kultur und auch im Süden bei entsprechend tiefgehenden und emotionalen Verlusten zu beobachten.

Ist die Juche-Idee universell anwendbar oder nur in Korea relevant?

Die Juche-Idee ist universell anwendbar. Sie ist der Ausgangspunkt einer Weltanschauung, deren universeller Charakter sich insbesondere durch ihr Betonen der eigenständigen, unabhängigen, kreativen Entwicklung ergibt. Wenn man beim Benennen der Juche-Idee die konkreten politischen Realitäten der DVRK – also die Organisation der Partei, des Staates, der gesellschaftlichen Organisationen, Wirtschaftspolitik, ... – mitmeint, dann sind diese Teile nicht universell. Antworten auf diese Probleme selbst zu finden, sie in einer eigenständigen, unabhängigen und kreativen Weise zu lösen, ist ja gerade die Aussage der Juche-Idee.

Was unterscheidet die Praxis der Juche-Idee in der DVRK von der Autarkiepolitik der Sozialistischen Volksrepublik Albanien?

Primär der Erfolg der einen und die Niederlage der anderen. Für Enver Hoxha und die Partei der Arbeit Albaniens war Autarkie zwar ein politischer Pfeiler, in ähnlicher Weise wie in der DVRK, jedoch war sie besonders in industrieller Hinsicht stark aufgeweicht. Die DVRK führte eine auf eigenen Kräften beruhende Industrialisierung frühestmöglich und konsequent durch, während sich Albanien wiederum von der Sowjetunion und westlichen Ländern maßgeblich unterstützen ließ. Die albanische Industrie bestand etwa vielerorts aus importierten Maschinen, die eine bleibende Abhängigkeit gegenüber deren Produzenten, zwecks Ersatzteilen insbesondere, mit sich brachte – weniger als in anderen wesentlich integrierteren Staaten, aber schlussendlich doch genug, um nicht auf eigenen Beinen stehen zu können. Später "ersetzte" man, aufgrund der politischen Differenzen, die Abhängigkeit von Handel mit der Sowjetunion bzw. mit RGW-Staaten mit einer Abhängigkeit von Handel mit der Volksrepublik China. Zu einer wirklich aus eigener Kraft errichteten und auf eigenen Beinen stehenden Industrie wie in der DVRK ist es im sozialistischen Albanien nie gekommen. Der Sturz des albanischen Sozialismus nach Hoxhas Tod ist, unserer Ansicht nach, besonders auf diesen Umstand zurückzuführen. Abgesehen von diesen Fragen ist die DVR-koreanische Autarkie keine mehr oder minder theoretisch isolierte praktische Ansicht wie jene Hoxhas, sondern ein integraler Bestandteil der Juche-Idee und steht damit in engem Zusammenhang mit allen anderen theoretischen Fragen.

Ist die DVRK eine feudale Erbmonarchie?

Nein, natürlich nicht. Weder sind die gesellschaftlichen Verhältnisse in der DVRK in irgendeiner Art "feudal", noch handelt es sich um eine "Erbmonarchie".

Zuallererst sei angemerkt, dass der Titel "Oberster Führer" (최고령도자, Choego Ryeongdoja) kein offizielles Amt beschreibt, sondern eine gesellschaftlich-kulturelle Stellung. Dieser Titel ist an sich keine besondere Neuentwicklung der Koreaner, sondern existiert in jeder menschlichen Gesellschaft – am ehesten erkennt man dies etwa bei der Beschreibung politischer Führer durch Massenmedien. Wer als "wichtigster Politiker" eines Staates agiert, steht im Zentrum des medialen Interesses und wird auch gerne als "Führer des Landes" beschrieben, besonders wenn ein offizieller Titel eine schwerfällige Aussprache besitzt oder wenn man im Plural kurz von zwei "Führern ihrer Länder" spricht. In der DVRK hat man sich dazu entschieden, diese gesellschaftlich-kulturelle Stellung in gewisser Weise zu formalisieren, um den Arbeitern einen Leuchtturm zu geben, um den sie sich scharen können. Man "stellte sich" gewissermaßen einer natürlichen Tendenz.

Kim Il Sung, als durch die Anti-Japanischen Befreiungskämpfe etablierter Anführer des koreanischen Widerstands, wurde im Laufe der Staatswerdung der DVRK 1948 auch Premierminister des ersten Kabinetts der DVRK sowie 1949 Vorsitzender der Partei der Arbeit Koreas und 1950 Oberster Befehlshaber der Koreanischen Volksarmee. In den 70ern wurde das Amt des Präsidenten geschaffen, welches nunmehr, wie in präsidentiellen Systemen üblich, einige Aufgaben, die sonst anderen politischen Beamteten überlassen waren, übernahm und zentralisierte und in welche Kim Il Sung auch als erster und einziger Präsident gewählt wurde. Kim Jong Il zeigte hierbei bereits seit seinen Jugendtagen regstes politisches Interesse und stand als junger wie alter Erwachsener Kim Il Sung bei der Erfüllung seiner politischen Aufgaben stets zur Seite. In dieser Weise wurde Kim Jong Il auch in organischer Weise an solche Positionen herangeführt und spätestens mit seinen Arbeiten über die Juche-Idee etablierte er sich als Nachfolger seines Vaters. Als erfahrener Politiker und später Heerführer wurde er auch stetig von anderen Kadern respektiert und es waren auch diese Kader, die ihn in seine entsprechenden Positionen wählten.

Nach Kim Il Sungs Tod wurde das Präsidentenamt abgeschafft und dessen Aufgaben wieder auf mehrere Ämter aufgeteilt, von denen Kim Jong Il einige bereits einige Jahre vor Kim Il Sungs Tod innehatte – das des Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission und des Obersten Befehlshabers der Koreanischen Volksarmee. Einen ähnlichen Hintergrund hat die politische Entwicklung von Kim Jong Un, der ebenso als eines der zwei besonders politischen Kinder Kim Jong Ils herausstach (das andere ist Kim Yo Jong).

Warum sieht man Mitglieder der Kim-Familie überproportional oft als Würdenträger in der DVRK? Nun, die Kim-Familie brachte nicht nur brilliante Revolutionäre wie Kim Il Sung hervor – auch Kim Il Sungs erste Frau Kim Jong Suk war eine verehrte Guerillakämpferin, ebenso wie sein Vater als anti-japanischer Aktivist sein Leben ließ. Dieser Umstand brachte diesem engeren Familienkreis einigen Ruhm ein, der bis heute anhält und der mitunter Grund dafür ist, warum nicht nur die älteren Generationen dieser Familie ein reges politisches Verantwortungsbewusstsein besitzen, sondern auch weswegen sie üblicherweise führende Politiker hervorbringen.

Werden ihre Positionen "vererbt"? Wohl kaum, denn diese Positionen werden gewählt – von der Obersten Volksversammlung oder dem Zentralkomitee der Partei der Arbeit Koreas. Wenn hier also etwas "vererbt" wird, dann in der gleichen Weise wie ein George H.W. Bush seinem Sohn George W. Bush das Präsidentenamt "vererbt" hatte. Und, trotz der offensichtlich "problematischen" Natur US-amerikanischer Politik, kann selbst hier sicherlich nicht von "Vererbungen" die Rede sein.