Bulletin der Wiener Botschaft der DVRK

Die Souveränität ist das revolutionäre Kredo, revolutionäre Weise und Praxis, die Kim Il Sung zeitlebens bewahrt und in die Tat umgesetzt hatte.

An einem Tag 1945, vor Operation gegen Japan, besuchte Kim Il Sung Moskau. Er traf Andrei Alexandrowitsch Schdanow, Mitglied des Politbüros und Sekretär der KPdSU.

Er empfing im Auftrage von Stalin die Gäste aus dem Osten und lobpreiste den von Kim Il Sunggeführten bewaffneten Kampf gegen Japan.

Während des Gesprächs, das mit der Frage nach der aktuellen militärisch-politischen Lage begann, fragte er Kim Il Sung, in wie viel Jahren die Koreaner nach der Befreiung des Landes den Aufbau eines unabhängigen Staates verwirklichen können.

Kim Il Sung antwortete, dass dies den Koreanern spätestens in zwei, drei Jahren gelingen würde. Über seine Antwort freute Schdanow sich, aber er verbarg nicht seine völlig erstaunte Miene. Roosevelt hatte sich beim Gespräch mit den Außenministern der USA und Großbritanniens im Frühjahr 1943 dahingehend ausgesprochen, dass für die Koreaner „vor der Erreichung ihrer völligen Unabhängigkeit etwa eine 40 Jahre andauernde Zeit zum In-Ordnung-Bringen“ notwendig sein würde. Und er war im Februar 1945 auf der Jalta-Konferenz, auf der die Behandlung der Koreafrage nach dem Krieg zur Debatte stand, mit dem Vorschlag über die Treuhandschaft aufgetreten. Darin lag die Ursache.

Kim Il Sung erzählte Schdanow, dass unser Volk durch den langwierigen bewaffneten antijapanischen Kampf und den nationalen Befreiungskampf politisch erwacht und gestählt worden ist, dass in diesem Prozess der aufrechte Führungskern und breite Kreise der patriotischen Kräfte, die mit ihrer eigenen Kraft den Aufbau des Staates zu meistern imstande sind, vorbereitet sind und unser Volk sich reicher Kampferfahrungen, unversiegbarer schöpferischer Kräfte, eines geschickten Organisationstalents und einer starken Fähigkeit zum Selbstmobilisieren erfreut.

Nachdem Schdanow ihm aufmerksam zugehört hatte, fragte er dem Gast, in welcher Form die Sowjetunion dem koreanischen Volk in seinem Kampf für den Staatsaufbau nach der Befreiung Hilfe gewähren könnte.

Kim Il Sung erwiderte auch damals wie folgt: Die Sowjetunion hat vier Jahre lang einen Krieg gegen Deutschland geführt, und sie hat künftig noch einen groß angelegten Krieg gegen Japan zu führen. Woher kann sie da denn die Kraft hernehmen, um uns Hilfe zu erweisen. Für die Hilfe sind wir zwar dankbar, wollen aber möglichst mit eigener Kraft das Land hochbringen. Ich denke, so vorzugehen ist für die Zukunft besser, selbst wenn es uns schwerfallen werde. Bei uns existiert geschichtlich das Kriechertum als Ursache des Untergangs des Landes. Unser Entschluss ist, bei der Neugestaltung des Vaterlandes niemals durch Kriechertum bedingte Verluste und Misserfolge hinzunehmen.

Mit der Antwort vom Gast war Shdanow zufrieden und sagte:

„Vor kurzem traf mich eine Person aus einem osteuropäischen Land und bat auf der Stelle, dass die Sowjetunion als sozusagen Haus des älteren Bruders helfen müsste, und zwar mit der Begründung, ihr Land sei ursprünglich ökonomisch rückständig, habe zudem aufgrund ungeheurer Kriegsschäden viele Schwierigkeiten. Welch ein krasser Kontrast ist dies zu Ihrem Standpunkt. Ich weiß nicht, ob dies nicht eben ein Unterschied zwischen Ost und West, eine Kluft zwischen dem Morgenland und dem Abendland ist.“

Schdanows letzte Ausführung war zweifelsohne ein Scherz.

Nach der Befreiung des Vaterlandes (15. August 1945) stützte sich Kim Il Sung auf die Kraft des Volkes und organisierte und mobilisierte das Volk. Als Ergebnis konnte er die historische Sache – Gründung der Partei, des Staates und der Armee – in kaum drei Jahren hervorragend zustande bringen.